Interessanterweise reagieren Menschen mit einer Tierhaarallergie nicht wie der Name vermutet, auf die Tierhaare selbst, sondern auf bestimmte Proteine in Speichel, Schweiß, Urin, Kot oder Hautschuppen der Tiere.1 Allerdings lösen nicht nur liebgewonnene haarige Haustiere wie zum Beispiel Katzen und Hunde Allergien aus. Auch Vögel können über Allergene an ihren Federn allergische Reaktionen bewirken.2
Wie verbreitet sind Tierhaarallergien?
Es ist schwierig abzuschätzen, wie viele Menschen tatsächlich an einer Tierhaarallergie leiden.1 Diagnosetests können zwar auf eine Allergie hinweisen, geben jedoch keine Auskunft darüber, ob die Betroffenen auch wirklich Symptome entwickeln. Um dies präzise zu erforschen, wären umfangreiche Studien erforderlich, in denen die Teilnehmer direkt mit dem Allergen konfrontiert werden. Untersuchungen zur Sensibilisierung gegenüber Tierhaaren zeigen, dass die Sensibilisierungsraten in Europa regional unterschiedlich sind und in Skandinavien mit über 50 % am höchsten liegen.3 In Deutschland sind etwa 10 % der Bevölkerung auf Tierhaare sensibilisiert.4
Was sind die Auslöser einer Tierhaarallergie?
In 46 % aller Haushalte leben Haustiere, die meisten davon sind Katzen oder Hunde.5 Bei einer Tierhaarallergie sind Haustiere besonders problematisch, weil sie in engem Kontakt mit den Menschen leben und ihre Allergene in deren unmittelbare Umgebung verbreiten.2 Dabei können nicht nur Haustierbesitzer Tierhaarallergien entwickeln, auch wer kein Haustier hat, kann eine solche Allergie bekommen.6
Allergien können bei Kontakt mit einer Vielzahl von Tieren auftreten, wobei die Verbreitungswege der Allergieauslöser vielfältig sind.6 Die Proteine mit allergischem Potenzial sind nicht in den Tierhaaren selbst enthalten, sondern vor allem im Speichel, Kot, Urin sowie in den Hautschuppen der Tiere.2
SPEICHEL
Der Speichel von Tieren enthält Proteine, die ebenfalls als Allergene wirken können. Vor allem Katzen putzen sich oder Artgenossen über das Abschlecken. Der Speichel gelangt auf das Fell, trocknet und die Allergene gelangen in die Luft und können eingeatmet werden.7
In der Regel werden die Allergene bei Katzen und Hunden durch Speichel übertragen.6,8
URIN UND KOT
Auch im Urin und Kot von Tieren sind Allergene vorhanden. Diese können z.B. bei der Reinigung der Katzentoilette oder des Käfigs von Meerschweinchen oder Vögeln freigesetzt und eingeatmet werden.7
In der Regel werden die Allergene bei Meerschweinchen und Vögeln durch Urin und Kot übertragen.6,8
HAUTSCHUPPEN (SCHUPPEN)
Abgestoßene Hautzellen von Tieren sind eine Hauptquelle von Allergenen. Sie können in die Luft gelangen und eingeatmet werden, was allergische Reaktionen auslöst.7
FELL, HAARE UND FEDERN
Obwohl das Haar selbst kein Allergen ist, kann es Allergene von Hautschuppen, Speichel und Urin tragen. Wenn Tiere sich bewegen oder gebürstet werden, können diese Allergene in die Luft gelangen. Tierhaare haften auch an Kleidung und Polstermöbel, sodass die Allergene auch darüber verbreitet werden.7 Deshalb können allergische Symptome auch dann auftreten, wenn kein Tier in der Nähe ist. Besonders Katzenallergene bleiben sehr lange aktiv und können noch Monate oder Jahre später Beschwerden verursachen.6,8
In der Regel werden die Allergene bei Katzen, Hunden, Pferden und Vögeln durch das Fell, die Haare oder die Federn übertragen.6,8
Neben Katzen, Hunden und Vögeln können Pferde und Nagetiere, vor allem Meerschweinchen, aber auch Reptilien Tierhaarallergien auslösen.7,9
KATZEN
Die häufigsten Auslöser einer Tierhaarallergie sind Katzen.7 Meist ist das Protein Fel d 1 verantwortlich, das praktisch in allen Katzenarten anzutreffen ist, also auch bei Löwen, Tigern oder Pumas. Katzenallergene, die in Speichel, Urin und in den Talgdrüsen der Haut von Katzen vorkommen, sind besonders klein und leicht, wodurch sie sich leicht in der Luft verteilen und sich an Kleidung und Möbeln anheften. Dadurch sind die Katzenallergene sehr verbreitet und können schwer vermieden werden.
Der Kontakt mit Allergenen ist fast unausweichlich. Wer eine Tierhaarallergie hat und deshalb sein Zuhause streng tierhaarfrei hält, wird z.B. in der Schule, im Erwerbsleben, bei Besuchen oder im Verein trotzdem immer wieder Gefahr laufen, in den Kontakt damit zu kommen. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Konzentrationen von Katzenallergenen in Schulen so hoch waren, dass sie für eine Sensibilisierung ausreichend waren.10
HUNDE
Hunde haben ein geringeres Allergiepotential als Katzen.7 Hundeallergene wie das Can f 1 sind schwerer als Katzenallergene und verbreiten sich nicht so einfach in der Luft. Hunderassen können unterschiedlich allergen sein. Manche Rassen haben weniger Hautschuppen und oft ein Fell, das weniger Allergene freisetzt.
VÖGEL
Im Vergleich zu Felltieren haben Vögel ein sehr geringes Allergiepotential.7 Dennoch können Allergene vor allem in den Federn, Hautschuppen und im Kot Reaktionen auslösen.
GUT ZU WISSEN
Auch wenn es gerne mal behauptet wird, es gibt keine komplett allergenfreien Tierrassen.7 Allerdings gibt es bestimmte Katzen- oder Hunderassen, die weniger Allergene produzieren oder absondern, die bei Menschen mit Allergien weniger starke Reaktionen hervorrufen können.
Um herauszufinden, welche Haustierrassen für das eigene Sensibilisierungsmuster passen, sollte eine umfassende Diagnostik bei einer Hausärzt/Fachärztin bzw. einem Hausarzt/Facharzt durchgeführt werden.1
Wie entsteht eine Tierhaarallergie?
Die Proteine aus Speichel, Schweiß, Urin, Kot oder Hautschuppen kommen aufgewirbelt mit der Luft mit den Schleimhäuten in Berührung und können allergische Reaktionen auslösen.1 Das Immunsystem fängt an, sich gegen diese normalerweise harmlosen Eiweißstoffe übermäßig zu wehren.12
Es handelt sich um eine allergische Reaktion vom Typ-1:12 Bei Erstkontakt in der sogenannten Sensibilisierungsphase nimmt das Immunsystem des Körpers über sogenannte B-Zellen die Tierhaarallergene als fremd oder schädlich wahr und produziert vor allem Immunglobulin E (IgE) Antikörper, um die Allergene zu bekämpfen.12 Sie werden freigesetzt und binden sich an Abwehrzellen des Körpers, den sogenannten Mastzellen. Die Sensibilisierungsphase verläuft in der Regel symptomlos.12
Bei erneutem Kontakt mit Tierhaarallergenen reagiert das Immunsystem übermäßig, wobei entzündungsauslösende Stoffe wie Histamin freigesetzt werden. Die Entzündungsbotenstoffe verursachen dann typische Allergiebeschwerden, meist innerhalb kürzester Zeit.
GUT ZU WISSEN
Bei der sogenannten Vogelhalterlunge treten die Symptome erst sechs bis zwölf Stunden nach Kontakt auf.7 Diese verzögerte allergische Reaktion ist charakteristisch für Typ-3-Allergien, bei denen sich die Symptome nicht sofort nach der Exposition zeigen, sondern erst nach einer gewissen Zeit, wenn das Immunsystem auf die eingeatmeten Allergieauslöser reagiert.13 Die Vogelhalterlunge zählt zur exogen-allergischen Alveolitis, einer Gruppe von Lungenerkrankungen, denen eine Allergie zugrunde liegt. Sie ist eine gefährliche Sonderform allergischer Entzündungen, denn sie kann zu einer Entzündung der Lungenbläschen und letztlich zu einer Lungenfibrose führen.7
Was sind die typischen Symptome einer Tierhaarallergie?
Bei den meisten Menschen mit einer Tierallergie treten nach dem Kontakt mit dem betreffenden Tier sofort typische Symptome auf.6Sie können das ganze Jahr über auftreten. Dabei sind am häufigsten Atembeschwerden zu beobachten, die durch das Einatmen kleiner, allergenbeladener Partikel verursacht werden. Die Betroffenen leiden unter allergischem Schnupfen sowie einer verstopften oder laufenden Nase.
Folgende Symptome treten bei einer Tierhaarallergie auf:1,6,8
NASE
Schwellungen der Nase, juckende, verstopfte, laufende Nase, Niesen, postnasaler Tropfen
AUGEN
Schwellungen der Augen, Rötung der Augen
MUND/RACHEN
Juckreiz am Gaumen und im Rachen
LUNGE
Husten
HAUT
Nesselsucht
ALLGEMEINSYMPTOME
Schlafstörungen, Müdigkeit, Reizbarkeit
Die Symptome einer Tierhaarallergie können zu bestimmten Zeiten oder unter bestimmten Bedingungen schlimmer sein. Vor allem der direkte Kontakt oder eine bestimmte Nähe zum Tier rufen meist deutliche Symptome hervor. Diese können beim Streicheln, Bürsten oder Spielen mit dem Tier auftreten.
GUT ZU WISSEN
Vogelzüchter können auch von einer anderen Art der Allergie betroffen sein, die als Vogelhalterlunge bekannt ist.7 Hierbei zeigen sich die Symptome nicht sofort nach dem Kontakt mit dem Vogel, denn es handelt sich um eine Allergie mit verzögerter Reaktion. Erste Symptome wie Fieber, Husten, Schüttelfrost, Übelkeit und Luftnot treten erst sechs bis zwölf Stunden nach Kontakt auf.6 Aufgrund der Schwere der Symptome bleibt Vogelzüchtern oft keine andere Wahl, als ihr Hobby oder ihren Beruf aufzugeben.7
Tipps bei einer Tierhaarallergie
Neben der ärztlich empfohlenen Therapie bei einer Tierhaarallergie kann man noch einiges mehr tun. An erster Stelle steht hier die Kontaktvermeidung mit den “tierischen” Allergenen.14 Konsequenterweise müsste man sich von seinem Haustier trennen. Doch das fällt vielen Tierhaltern schwer: So schaffen vier von fünf Katzenbesitzern ihre Katze trotz bestehender Allergie nicht ab.15Zudem zeigten neuere Studien, dass die Wirksamkeit der Kontaktvermeidung mit dem allergieauslösenden Tier nicht eindeutig belegt ist.14 Selbst wenn man sich von seiner Katze trennt, verbleiben die Allergene noch monatelang in der Wohnung.15 Auf die Neuanschaffung eines Tieres sollte man dann aber doch verzichten.
Da sich die Allergene besonders leicht in der Luft verteilen und an Kleidung und Möbeln anheften, lässt sich der Kontakt also nicht komplett vermeiden. Dennoch gibt es einige praktische Tipps, um den Kontakt zu reduzieren:
- Streicheln von Katzen und Hunden meiden, nicht mit ihnen spielen
- Haustiere vom Schlafzimmer fernhalten, nicht im Bett schlafen lassen
- Kontakt mit Katzen- oder Hundebesitzern in Schule und Büro minimieren
- Besucher bitten, die Straßenschuhe vor der Wohnungstür auszuziehen
- Menschen, die Katzen oder Hunde besitzen, die Wohnung nicht betreten lassen
- Kissen und Decken mit Polyesterfüllung verwenden, die heiß waschbar sind
* Zur Linderung der Beschwerden bei Heuschnupfen und anderen Formen allergischer Rhinitis sowie Nesselsucht bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren.
1 https://www.ecarf.org/info-portal/allergien/tierhaarallergie/ - abgerufen am 01.09.2024
2 https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/tierhaarallergie - abgerufen am 01.09.2024
3 Heinzerling LM et al. Allergy 2009;64(10):1498-1506
4 Haftenberger M et al. Bundesgesundheitsblatt 2013;56:687–97
5 https://www.zzf.de/marktdaten/heimtiere-in-deutschland - abgerufen am 01.09.2024
6 https://gesund.bund.de/tierallergie - abgerufen am 01.09.2024
7 https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/tierhaarallergie/grundlagen - abgerufen am 01.09.2024
8 https://www.gesundheitsinformation.de/tierallergie.html - abgerufen am 01.09.2024
9 https://www.mein-allergie-portal.com/allergie-gegen-tierhaare/422-tierhaarallergie-risikofaktoren-allergenitaet-der-tiere-und-behandlung.html - abgerufen am 01.09.2024
10 https://www.allergieinfo.de/news-details/katzenallergene-sindueberall-besonders-auch-in-schulen.html - abgerufen am 01.09.2024
11 https://aafa.org/allergies/types-of-allergies/pet-dog-cat-allergies/ - abgerufen am 01.09.2024
12 https://www.allergieinformationsdienst.de/immunsystem-und-allergie/entstehung-von-allergien - abgerufen am 01.09.2024
13 https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/exogene-allergische-alveolitis - abgerufen am 01.09.2024
14 https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/tierhaarallergie/praevention - abgerufen am 01.09.2024
15 https://www.mein-allergie-portal.com/allergie-gegen-tierhaare/23-katzenallergie.html - abgerufen am 01.09.2024