Schimmelpilze und Schimmelsporen sind das ganze Jahr über allgegenwärtig – egal ob im Außenbereich oder in Innenräumen.1 Die Schimmelsporen verbreiten sich über die Luft und gelangen in unsere Innenräume, wo sie sich vor allem in Räumen, die eine hohe Luftfeuchtigkeit aufweisen, ansiedeln können. Die Schimmelpilze können zu gesundheitlichen Beschwerden, wie z.B. Allergien, führen.
Wie verbreitet ist die Schimmelpilzallergie?
Bis heute fehlen präzise Daten zur Häufigkeit der Schimmelpilzallergie, sowohl weltweit als auch in Deutschland.1 Ein Grund dafür ist, dass die derzeit verfügbaren Haut- und Bluttests zur Feststellung einer Allergiebereitschaft gegenüber der Schimmelpilze und Schimmelsporen teils gegensätzliche Ergebnisse liefern. Wissenschaftlich belegt ist jedoch, dass Personen, die bereits an anderen Atemwegsallergien oder insbesondere an allergischem Asthma leiden, ein erhöhtes Risiko für die Ausprägung einer Schimmelpilzallergie haben.1
Wie und wo entstehen Schimmelpilze?
Schimmelpilze entstehen häufig unbemerkt, was dazu führt, dass sie als mögliche Ursache für gesundheitliche Beschwerden oft nicht in Erwägung gezogen werden.2 Voraussetzung für Entstehung und Wachstum von Schimmel ist die ausreichende Feuchtigkeit in Materialien oder an Oberflächen.2 Schimmelpilze sind daher häufig in Räumen wie Badezimmern, Kellern und Küchen zu finden.1
Die Innenraumluft ist in der Regel wärmer als die Außenluft und kann daher mehr Feuchtigkeit aufnehmen.3 Wird diese feuchte Luft nicht ausreichend und auf geeignete Weise abgeführt, kann sie an verschiedenen Stellen im Gebäude kondensieren. Besonders anfällig sind dabei Fensterstürze und Zimmerecken. Aber auch hinter Tapeten und Einbaumöbeln ist Schimmel in der Wohnung aufgrund der unzureichenden Belüftung zu finden.
Weiterhin können klamme Teppichböden, Polstermöbel, Zimmerpflanzen, Lebensmittel und Kleintierkäfige mit Stroh und Heu zur Bildung Schimmel in der Wohnung beitragen.4
In der Natur spielen Schimmelpilze eine wichtige Rolle bei der Zersetzung von organischem Material.5 Besonders im Sommer und Herbst besteht eine hohe Konzentration der Schimmelsporen in der Außenluft.4 Schimmelpilze bevorzugen warme Lebensräume wie Komposthaufen, Biotonnen, Erde, Pflanzen, Holz und Laub.4
Tätigkeiten wie das Aufräumen von feuchten Kellern, die Bearbeitung von Kompost oder das Rechen von Laub können die Schimmelsporen aufwirbeln und die Konzentration in der Luft weiter erhöhen.
GUT ZU WISSEN
Lüftungs- und Klimaanlagen, die nicht regelmäßig gewartet werden, stellen häufig eine Quelle für Schimmelpilze dar.4 Die Luftverwirbelungen sorgen für eine Verteilung der Sporen.
GUT ZU WISSEN
Silberfische sind ein Indiz für feuchte Räume und möglichen Schimmelbefall? Tatsächlich bevorzugen sie warme und feuchte Umgebungen und können ein Hinweis auf Feuchtigkeit sein, was wiederum auf Schimmel hinweisen könnte.6 Ihr Vorkommen ist aber nicht direkt ein Anzeichen für den Befall von Schimmel.
Was sind die Auslöser einer Schimmelpilzallergie?
Schimmelpilze geben unter anderem ihre Sporen und winzige Zellfragmente in die Umgebungsluft ab und können so eine Schimmelpilzallergie auslösen. In unserem unmittelbaren Lebensumfeld lassen sich mehr als 200 verschiedene Schimmelpilzarten nachweisen, von diesen etwa 50 Arten häufig vorkommen.4 Schimmelpilzarten, die am häufigsten mit allergischen Reaktionen in Verbindung gebracht werden, sind:
ALTERNARIA
- in der Außenluft vorkommende Schimmelpilze, die durch Sporenflug auch in Innenräumen zu finden sind (z.B. auf Tapeten und Anstrichen)4,7
- besonders hohe Sporenbildung im Juli und August7
- Alternaria alternata gilt als häufigster Auslöser einer Schimmelpilzallergie4
CLADOSPORIUM
- kommt als sogenannter Schwärzepilz im Freien und in Innenräumen vor, z.B. auf fauligen Pflanzen, in Kühlschränken und Lebensmitteln8
- Cladosporium-Arten können im Sommer bis zu 90% aller in der Außenluft vorhandenen Schimmelpilze ausmachen8
PENICILLIUM
- anzutreffen in feuchten Innenräumen wie Bäder und Keller, können auf Wasserrohrleitungen und Gummidichtungen wachsen9
- besiedeln auch Lebensmittel wie Obst, Brot und Käse und kommen im Freien vor9
- Hausstaub kann Sporen solcher Schimmelpilze enthalten4
ASPERGILLUS
- eher in Innenräumen u.a. auf Polstermöbeln, Baumwollstoffen, Tapeten und Lebensmitteln zu finden10
- im Außenbereich vor allem in der Nähe von Komposthaufen, Kompostieranlagen in höheren Konzentrationen auftretend4
GUT ZU WISSEN
Ähnlich der Pollenflugvorhersage ist eine Vorhersage für Schimmelsporen möglich, da beide von ähnlichen Umweltbedingungen beeinflusst werden. Ähnlich den Vorhersagen vom Pollenflug bieten einige Dienstleister Prognosen für Schimmelsporen an, um Allergikerinnen und Allergikern eine Orientierungshilfe zu bieten.
GUT ZU WISSEN
Bei schwarzem Schimmel denkt man oft, er sei der “gefährlichste”. Doch diese Annahme, ist falsch, da Schimmelpilze in vielen verschiedenen Farben vorkommen. Der schwarzer Schimmel fällt allerdings schneller ins Auge.11
Wie entsteht eine Schimmelpilzallergie?
Bei einer Schimmelpilzallergie gelangen die Sporen und Fragmente der Schimmelpilze in die Luft, kommen so mit den Schleimhäuten in Berührung und lösen allergische Reaktionen aus. Das Immunsystem fängt an, sich gegen diese normalerweise harmlosen Eiweißstoffe übermäßig zu wehren.12
Es handelt sich hierbei um eine allergische Reaktion vom Typ-1:12 Bei Erstkontakt in der sogenannten Sensibilisierungsphase nimmt das Immunsystem des Körpers über sogenannte B-Zellen die Schimmelpilzallergene als fremd oder schädlich wahr und produziert vor allem Immunglobulin E (IgE) Antikörper, um die Allergene zu bekämpfen. Sie werden freigesetzt und binden sich an Abwehrzellen des Körpers, den sogenannten Mastzellen. Die Sensibilisierungsphase verläuft in der Regel symptomlos.12
Bei erneutem Kontakt mit den Schimmelpilzallergenen reagiert das Immunsystem übermäßig, wobei entzündungsauslösende Stoffe wie Histamin freigesetzt werden. Die Entzündungsbotenstoffe verursachen dann typische Allergiebeschwerden, meist innerhalb kürzester Zeit.
Daneben können Schimmelpilze schwere allergische Erkrankungen durch Typ-3 und Typ 4-Immunreaktionen auslösen.13 Die exogen-allergische Alveolitis (EAA) ist ein klassisches Beispiel für eine Typ-3-Allergie, die häufig durch berufliche Exposition verursacht wird.4 Schimmelpilze in Innenräumen, Stäuben und Aerosolen spielen dabei oft eine zentrale Rolle. Mögliche Quellen sind u.a. Vögel, Federn, Heu, Holzstaub, Luftbefeuchter, Klimaanlagen, Zimmerspringbrunnen, Aquarien oder Dampfbügelgeräte.
Was sind die typischen Schimmelpilzallergie Symptome?
Die allergische Reaktion äußert sich durch verschiedene Schimmelpilzallergie Symptome:11,13
NASE
juckende, laufende, verstopfte Nase, Niesreiz
AUGEN
gerötete, juckende, tränende Augen
LUNGE
Husten, allergisches Asthma
HAUT
gerötete Haut, Juckreiz (Nesselsucht)
ALLGEMEINSYMPTOME
Müdigkeit, Gelenk- oder Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden
Schimmelpilze können neben allergischen Reaktionen auch so genannte toxische Reaktionen auslösen.13 Dazu zählen u.a. Erkältungen und chronische Bronchitis. Aufgrund ähnlicher Symptome sind beide Formen der Schimmelpilzerkrankung nur schwer zu unterscheiden.13
Berufsrisiko bei einer Schimmelpilzallergie
Eine Schimmelpilzallergie kann durch die berufliche Bedingungen verursacht werden.13 Es gibt Arbeitsplätze, die mit höheren Konzentrationen von Schimmelsporen belastet sein können, mehr als in privaten Haushalten. Dies kann vereinzelt zu schweren Krankheitsbildern führen (z.B. zur berufsbedingten exogen-allergischen Alveolitis).13 Bestimmte Berufe sind besonders anfällig für eine Allergie gegen Schimmelpilze:4
- Abfallwirtschaft (Müllentsorgung, Kompostierung, Mülltrennung, Müllverbrennung, Wertstoffsortierung)
- Gebäudesanierung
- Papier- und Holzproduktion sowie -verarbeitung
- Landwirtschaft (Heu, Streu, Tierhaltung)
- Futtermilchproduktion
- Gartenbau, Holzarbeiten und Floristik
- Berufe in der Mehlverarbeitung (Müller:in, Bäcker:in)
- Weinbau, Brauereien
- Umgang mit Kühlschmierstoffen (Aerosole können mit Bakterien und Schimmelpilzen belastet sein)
- Wartung von Lüftungs- und Klimaanlagen
Tipps bei einer Schimmelpilzallergie
Um Schimmelpilze in den eigenen vier Wänden zu vermeiden, gibt es mehrere Maßnahmen. Schimmelbefall in Wohnräumen hat immer mit Feuchtigkeit zu tun.3 Daher ist es entscheidend, die Feuchtigkeit in Innenräumen so gering wie möglich zu halten. Es sollte gut und regelmäßig gelüftet werden, in den Wohn- und vor allem in den Nassräumen.4 Folgende Tipps können Ihnen bei Ihrer Schimmelpilzallergie helfen:
- Sie sollten nicht nur regelmäßig lüften, sondern auch richtig lüften in Form von Stoß- oder Querlüften.
- Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent können Sie die Bildung von Schimmel vermeiden.
- Stellen Sie größere Möbelstücke etwa 5-10 cm von den Außenwänden entfernt auf, um eine bessere Luftzirkulation zu ermöglichen.
- Achten Sie auf Stockflecken hinter Schränken, Kacheln und Holzverkleidungen, um frühzeitig einen Schimmelbefall zu erkennen.
- Küchenabfälle sollten nicht liegen bleiben, und Obst sowie Gemüse sollten im Kühlschrank gelagert werden, um die Feuchtigkeit zu reduzieren.
- Verzehren Sie Lebensmittel möglichst frisch und vermeiden Sie lange Lagerzeiten, um Schimmelbildung zu verhindern.
- Verzichten Sie auf Zimmerspringbrunnen und Luftbefeuchter an Heizkörpern. Bei einer Schimmelpilzallergie ist es auch ratsam, auf Zimmerpflanzen zu verzichten.
- Wenn Sie in Räumen mit Klimaanlagen leben oder arbeiten, sorgen Sie dafür, dass diese regelmäßig gewartet werden, um eine Ansammlung von Feuchtigkeit zu verhindern.
- Vermeiden Sie intensiven Kontakt mit abgestorbenen Pflanzenteilen und Kompost bei Gartenarbeiten, da diese Schimmelsporen enthalten können.
* Zur Linderung der Beschwerden bei Heuschnupfen und anderen Formen allergischer Rhinitis sowie Nesselsucht bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren.
1 https://www.ecarf.org/info-portal/allergien/schimmelpilzallergie/ - abgerufen am 02.09.2024
2 Hurraß J et al. Deutsches Ärzteblatt; 2024;121;8 2024
3 https://www.schimmel-schimmelpilze.de/schimmelpilz-allgemein.html - abgerufen am 02.09.2024
4 Hurraß J et al. AWMF-Schimmelpilz-Leitlinie „Medizinisch klinische Diagnostik bei Schimmelpilzexposition in Innenräumen" – Update 2023
5 https://www.bmuv.de/themen/gesundheit/innenraumluft/schimmel - abgerufen am 02.09.2024
6 https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/3521/dokumente/infoblatt_silberfischchen_kellerasseln_schimmelpilze_pan_2011_0.pdf - abgerufen am 02.09.2024
7 https://www.schimmel-schimmelpilze.de/alternaria.html - abgerufen am 02.09.2024
8 https://www.schimmel-schimmelpilze.de/cladosporium.html - abgerufen am 02.09.2024
9 https://www.schimmel-schimmelpilze.de/penicillium.html - abgerufen am 02.09.2024
10 https://www.schimmel-schimmelpilze.de/aspergillus.html - abgerufen am 02.09.2024
11 https://www.daab.de/allergien/hauptausloeser/schimmelpilz - abgerufen am 02.09.2024
12 https://www.allergieinformationsdienst.de/immunsystem-und-allergie/entstehung-von-allergien - abgerufen am 02.09.2024
13 https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/schimmelallergie - abgerufen am 02.09.2024